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Was macht der Förderverein Tantramassage?

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In unserer Blog-Reihe, wo wir hinter die Kulissen von Massage oder Tantra-Anbieterinnen und Anbieter blicken, stösst man auch auf Vereine, die sich um Grundsätze, die Lobby-Arbeit oder auch Ausbildung kümmern. In diesem Beitrag geht es um den Schweizer "Förderverein Tantramassage Schweiz" (FVTM). Co-Präsident Christian hat sich zu einem Interview bereit erklärt, wo er Fragen zum Verein, Tantra im Allgemeinen wie auch zu den verschiedenen tantrischen Angeboten beantwortet.

Don (Massage123): Namasté Christian, warum oder aus welcher Motivation heraus wurde der Förderverein gegründet?

Der Verein entspringt der Idee der Inhaber des "Bodywork Center". Dort werden u.a. Tantra-Massage Schnupperabende, Einführungskurse und professionelle Ausbildungen angeboten. Jährlich durchlaufen so viele Menschen diese Kurse, verlieren sich dann aber wieder, weil keine Plattform bestand, um sich auszutauschen, sich zu treffen, sich weiterzubilden und zu -entwickeln. Der FVTM wurde 2015 gegründet und will einerseits dieses Manko beheben andererseits aber den Wert von Tantramassagen in die Öffentlichkeit tragen und sich für gesellschaftliche Akzeptanz von Tantramassagen einsetzen.

Somit eigentlich nichts anderes als zum Beispiel ein Buchclub, wo Gleichgesinnte zusammen kommen...

Der Zweck des Vereins geht schon deutlich darüber hinaus. Er macht sich unter anderem für ein unbelastetes Ansehen der Tantramassage in der Schweiz stark. Er erläutert das Wesen  von dieser Massage und sorgt für unvoreingenommene Akzeptanz von Tantramassagen, die nach den Grundsätzen des Vereins und den Zielen der WHO zur sexuellen Gesundheit ausgeführt werden.

Der Verein bietet auch Informationen zu Ausbildungen sowie natürlich auch die Möglichkeit zum persönlichen Austausch untereinander. Auch Aussenstehenden bietet der Verein Orientierungsmöglichkeiten bezüglich Ausbildungen oder der Tätigkeit als Tantra-Masseurin oder Masseur. Und er orientiert Interessierte über das Angebot an Tantramassage-Praxen.

Es soll jedoch erwähnt werden, dass wir kein "Tantra-Spezialist" sind. Wir sind im Neo-Tantra und primär bei den Tantramassagen beheimatet. Tantra selbst beschäftigt sich nicht primär mit Berührung und Sexualität.

Vielleicht noch ein kurzer Satz zu den Mitgliedern?

Mittlerweile hat der Verein etwa 350 Mitglieder, primär in der Deutschschweiz. Sie teilen sich auf in 42% Frauen und 58% Männer.

Gar nicht schlecht für die kleine Schweiz. Wer darf Mitglied werden? Was sind die Vorteile für Mitglieder?

Die Mitgliedschaft ist allen Menschen offen, die mindestens 18 Jahre alt sind. Mit ihrer Mitgliedschaft unterstützen sie die Vereinsziele und verpflichten sich, in Tantramassagen die Grundsätze des Vereins zu beachten.

Vorteile sind die Vernetzung aller Mitglieder, die Möglichkeit vom FVTM organisierte Stammtische (sie sind offen für alle) zu besuchen. Dann gibt es für Mitglieder die Möglichkeit Info- oder Massageaustausch-Veranstaltungen zu besuchen, an denen sie selbst ihre Massagefertigkeit (gebend wie auch empfangend) üben können. Die FVTM-Website bietet zudem viele Informationen zum Thema "Tantramassage".

Wenn sich jemand dafür interessiert selbst Tantramassagen anzubieten, kann der Verein helfen? Wenn ja, wie?

Der FVTM bietet auf seiner Website eine Liste von Instituten, bei denen eine umfassende professionelle Tantramassage-Ausbildung abgeschlossen werden kann. Bei den Anforderungen an solche Ausbildungen richtet sich der FVTM an die des Tantramassage (Berufs-) Verband Deutschland (TMV), der mit seinen Zielen ebenso wie der FVTM sicherstellen möchte, dass seine Mitglieder bzw. Anbieterinnen und Anbieter von Tantramassagen solide ausgebildet sind.

Als Portal ist Massage123 auch in anderen Ländern verfügbar und aktiv. Tantramassagen werden in vielen Ländern angeboten. Ist eine Internationalisierung des FVTM, z.B. nach Deutschland oder Oesterreich eine Option?

Vorläufig ist keine Internationalisierung geplant. Der Aktionsradius des FVTM ist entgegen seinem Namen auf die Deutschschweiz und auf umliegende deutschsprachige Regionen beschränkt, wobei der Verein keine geografischen Grenzen z.B. bei der Durchführung von Tantramassage-Austauschen kennt.

Was sind die zukünftigen Ziele des Fördervereins Tantramassage? Was will man erreichen, woran wird gearbeitet?

Die Ziele des FVTM sind in den Statuten definiert und seit der Gründung unverändert. Er setzt sich für die gesellschaftliche Akzeptanz von Tantramassagen ein. Zu diesem Zweck fördert er u.a. in der Öffentlichkeit (wie auch hier) das Wissen über diese wunderbare Art der Massage. Diese Arbeit bleibt ambitiös und wird ihre Wirkung nur langsam entfalten.

Wie siehst Du die Stellung/Akzeptanz von Tantra als Dienstleistung in der Schweiz und allgemein in der Gesellschaft?

EIne Tantramassage gilt in der Schweiz als Prostitution da sie die vier gesetzlichen Voraussetzungen dazu erfüllt:

  1. Sexuelle Handlung: Das Berühren von Genitalien gilt als sexuelle Handlung.
  2. Einsatz des eigenen Körpers: Nur schon die Hände der gebenden Person zählen dazu.
  3. Zum Lustgewinn: Es wird vorausgesetzt, dass Tantramassagen ausschliesslich dem Lustgewinn dienen, was absolut nicht der Fall sein muss.
  4. Gegen Entgelt: also gegen ein Honorar.

Obwohl Prostitution ein legales Gewerbe ist, ist es gesellschaftlich stigmatisiert. Wir möchten Tantramassagen (die nach den Vereinsgrundsätzen ausgeführt werden) aus dieser Ecke herausführen. Die Medienberichterstattung über Tantramassagen gibt der Gesellschaft ein klareres Bild über diese Art der Massage und erhöht so deren Akzeptanz. Steter Tropfen höhlt den Stein.

Versteht die Frau oder der Mann von der Strasse, was Tantra ist?

Nicht unbedingt, es ist nach wie vor so, dass viele Menschen keine Ahnung haben, was "Tantra" oder eine "Tantramassage" ist. Beide Begriffe sind ungeschützt und werden oft auch als Symbol von Sinnlichkeit, Erotik sowie zur Verdeckung von klar und eindeutigen Rotlicht-Angeboten verwendet. Der FVTM versucht diesbezüglich eine Differenzierung zu erreichen ohne das Rotlicht zu stigmatisieren.

Immerhin, die Akzeptanz und das Wissen über Tantramassagen steigen langsam. Es wird in den Zeitschriften oder im Fernsehen immer wieder über diese Art der Massage informiert und dies meist wohlwollend. Die Aufklärung über das Wesen der Tantramassage trägt auch zu deren Akzeptanz bei.

Was gehört zu einer Tantramassage und was nicht?

Die Grundsätze des Vereins sagen, dass für professionelle Massagen der Geschlechts- und Oralverkehr ausgeschlossen sind. Daran halten sich die Tantramassage-Anbietenden des FVTM. Diese Klarheit sorgt dafür, dass vom FVTM empfohlene Tantramassage-Anbietende von einer Klientel angesprochen werden, die das Wesen von Tantramassage eher verstanden hat, als Menschen, die auf der Suche nach Sex oder schneller Entspannung sind. Die einzelne anbietende Person kann innerhalb dieser Grenzen die Massage individuell gestalten.

Wie ist die Position des FVTM zu rotem Tantra, also einem Tantraritual mit Vereinigung?

Wie erwähnt schliessen die Grundsätze des FVTM Geschlechtsverkehr sowie Oralverkehr und damit rotes Tantra wie auch das Maituna-Ritual bei professionellen Tantramassagen aus.
Ein tantrisches Vereinigungsritual wird über Tage und Stunden gefeiert und ist etwas ganz Spezielles, das in einem kommerziellen Angebot kaum Platz hat und eher im Rahmen von persönlichen Begegnungen, Kursen oder Retreats vollzogen wird. Wenn "Tantrarituale mit Vereinigung" von einer oder zwei Stunden angeboten werden, mag das zwar schön und intensiv sein, hat aber, so meine Unterstellung, kaum etwas mit dem zu tun, wonach es benannt wird. Kurz: Die Anbietenden im FVTM bieten kein rotes Tantra an, sind sich des Wertes eines solchen Rituals aber durchaus bewusst.

Was sind so die typischen Qualitätsmerkmale worauf man achten sollte, wenn man eine authentische - oder wie Du es nennst - professionelle Tantramassage sucht?

Natürlich sind die Angebote unserer Mitglieder ein guter Ausgangspunkt. Authentisch ist eine Tantramassage dann, wenn die gebende Person authentisch ist. Wenn sie es schafft, einen sinnlichen Raum zu schaffen in dem es der empfangenden Person möglich ist, unverstellt sich selbst zu sein, sich zu entfalten, sich selbst zu spüren vielleicht in den Berührungen Neues zu entdecken und sich selbst und die eigenen Emotionen kennenzulernen. Natürlich können dabei auch sexuelle Horizonte erweitert werden. Diese Erweiterung, dieses Lernen soll von der emfangenden Person als Bereicherung erlebt und genossen werden.

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